«Wunderbar geschaffen»: Die Nebelwälder der Philippinen und die Cookinseln
Nach dem Begrüssungskaffee nehmen gut dreissig Teilnehmende Platz im Raum, der alle mit einer wunder-schönen herbstlichen Dekoration empfängt. Bei diesem Treffen wird einerseits die Situation des Waldes im nördlichen Berg- und Hügelgebiet der Philippinen beleuchtet und anderseits das Herkunftsland 2025 vom Weltgebetstag der Frauen (WGT) vorgestellt: die Cookinseln im Pazifik. Das verbindende Thema sind die ökologischen Herausforderungen und der Erhalt der Lebensgrundlagen.
Joseph Keutgens vom BMI-Verein begrüsst die Teilnehmenden, besonders die elf Frauen vom Weltgebetstag der Schweiz. Als Präsidentin des WGT Schweiz nimmt Vroni Peterhans den Gruss der Menschen auf den Cookinseln auf: «Kia orana!», was «Mögest du lange und gut leben» bedeutet.
Im ersten Teil veranschaulicht Jean-Robert Escher seinen Bericht anhand von Karten und Bildern. Während zehn Jahren (2005 bis 2015) ist das Umweltprogramm des Vikariates Bontoc-Lagawe mit drei Einsätzen von BMI/Comundo begleitet worden.
Ausgehend von diesem Bericht wird in drei Gruppen und im Plenum diskutiert, wo und warum die Wälder in der Region Bontoc-Lagawe in den letzten 20 Jahren erhalten oder zurückgedrängt worden sind. Dabei ist es sehr hilfreich, dass mehrere ehemalige Einsatzleistende und Länderverantwortliche mit Bezug zum Vikariat Bontoc-Lagawe da sind. Insbesondere auch Airen Rüttimann, eine Filipina, die aus diesem Gebiet stammt und zu Beginn des Umweltprogramms dort tätig war.
In Sabangan konnte der Nebelwald des Mount Kalawitan bis heute geschützt werden. Dies unter anderem wegen der traditionellen Reisterrassen, die auf fliessendes Quellwasser angewiesen sind. Wesentlich ist auch die Ablehnung durch die lokalen Entscheidungsträger, weitere Strassenbauten zuzulassen, sowie der Öko-tourismus mit Touren auf den Mount Kalawitan. Der biologische Kaffeeanbau in den umliegenden Föhren-wäldern (Agro-Forstwirtschaft) konnte sich etablieren. Das Bewusstsein für die Zusammenhänge zwischen Ökologie und Gesundheit (Trinkwasser) wurde gefördert. Dies war nur möglich, weil in Sabangan eine intakte Dorfgemeinschaft besteht und die Menschen mit ihrer traditionellen Kultur verbunden sind. Auf diesem Fundament kann Bildung und Vernetzung stattfinden. In Sabangan bestimmt die Dorfgemeinschaft über den Mount Kalawitan, und es besteht eine bessere Gewähr, dass mit Finanzmitteln gerecht und zielgerichtet umgegangen wird und eine gewaltfreie Kommunikation stattfindet.
In Tinoc, einem Gebiet ohne traditionellen Reisanbau, wird der Nebelwald durch den kommerziellen Gemüse-anbau verdrängt. Die Bewirtschaftung dieser Gemüsefelder erfolgt mit hohem Pestizideinsatz. All die positiven Voraussetzungen, wie jene in Sabangan, sind hier viel weniger vorhanden. Für lokale Gruppen ist es sehr schwierig, hier die Entwaldung aufzuhalten. Es bleibt zu hoffen, dass durch den gemeinsam durchlebten Prozess Perspektiven ersichtlich werden und die Topografie eine vollständige Entwaldung zumindest stark verlangsamt.
Dies war im hügeligen Tiefland von Paracelis leider nicht möglich – der gesamte Tiefland-Regenwald wurde inzwischen abgeholzt und durch Futtermais-Monokulturen ersetzt. Initiative Gruppen sind hier massiv mit korrupten Behörden konfrontiert und riskieren sehr viel, wenn sie sich gegen Missstände wehren wollen. Die erlernten Techniken können allenfalls für künftige (agro)forstliche Aufforstungsprojekte nützlich sein.
Nach dem Mittagessen fasst Stephan Kaiser kurz die Entwicklung von den SMB-Missionaren bis hin zu BMI und Comundo zusammen, vor allem als Info für die Frauen des Weltgebetstags. Vroni Peterhans vom WGT stellt diese Organisation vor: Es gibt WGT-Komitees in 150 Ländern in sieben Weltregionen (siehe: www.wgt.ch). Das Motto ist: Informiert beten – betend handeln. Es werden immer auch Solidaritätsprojekte zur Stärkung von Frauen unterstützt. Jedes Jahr gestaltet eine ökumenische Frauengruppe in einem anderen Land die Liturgie, die Anfang März weltweit gefeiert wird. 2025 kommt die Liturgie von den Cookinseln in Ozeanien (nach einem englischen Seefahrer benannt).
Béatrice Battaglia stellt diese Inselgruppe aus 15 kleinen Inseln und ihre Bewohner:innen vor. Inmitten einer riesigen Meeresfläche leben 15’000 Cookinseln-Maori. Nur zwölf Inseln sind bewohnt; die grösste ist Rarotonga, eine gebirgige, bewaldete Vulkaninsel. 10’000 Menschen wohnen der Küste entlang auf dieser Insel, davon 5000 in der Hauptstadt. Kokospalmen, die Taropflanze, Fische und andere Meerestiere liefern die Nahrung. Nördlich von Rarotonga gibt es kleine Atoll-Inseln, niedrig und mit wenig Land. Sie sind dem steigenden Meeresspiegel ausgesetzt.
Die Maori sind ein Volk von Seefahrenden – mit kleinen Booten sind sie seit jeher zwischen den Inseln unter-wegs. Viele junge Maori studieren oder arbeiten in Neuseeland und Australien und kehren erst bei der Pen-sionierung auf ihre Inseln zurück. In der Maori-Kultur gibt es eine starke Verbundenheit mit den Ahnen. Die traditionelle Führung liegt in der Hand von Ariki (Frauen und Männer). Glaube, Musik, Handwerk, Tatoos und Blumenketten zur Begrüssung sind Teil der indigenen Kultur. Die Verbundenheit mit der Schöpfung ist wichtig: Das Meer ist heilig, Quelle des Lebens. Hier besteht das grösste Meeresschutzgebiet der Erde. Bedroht ist die Zukunft des Meeres und seiner Bewohnenden durch den Tiefsee-Bergbau, der Mangan-Knollen aus 6000 Metern Tiefe ausbeuten will.
Seit 1985 ist die Südsee atomwaffenfreie Zone, durchgesetzt von der südpazifischen Inselgemeinschaft, die nie wieder Versuchskaninchen fremder Mächte werden will wie bei den Atomversuchen.
Der Kurzfilm «Our Atoll Speaks» gibt am Beispiel der Atoll-Insel Pukapuka Einblick ins indigene Leben. Im Plenum tauschen wir unsere Eindrücke und Überlegungen aus, auch zur Frage, was dies mit der Schweiz zu tun hat und wie wir als Einzelne einen kleinen Beitrag zum Schutz der Schöpfung beitragen können. Unser Fazit: weltoffen bleiben, andere Kulturen als Bereicherung erfahren und das tun, was uns möglich ist.
Ein gemeinsames Gebet bildet den Abschluss des Treffens. Wer noch will und kann, trifft sich zu einem letzten Austausch bei Kaffee oder Tee. Ein gelungener, anregender Begegnungstag!
Text: Lisbeth Schmid-Keiser, in Absprache mit Jean-Robert Escher und Béatrice Battaglia
Begegnungstag RomeroHaus 16.11.2024 Bericht mit Bildern.pdf