Caritas Baby Hospital in Bethlehem
Seit dem 7. Oktober ist das Westjordanland abgeriegelt. Die Zufahrtsstrassen zum Spital in Bethlehem sind leer. Das Tor zum Check Point, der von Bethlehem nach Jerusalem führt, ist geschlossen. Die Patient:innen können nicht ins Spital kommen. Das Kinderspital hat eine Hotline für telefonische Konsultationen eingerichtet.
Jedes Jahr erhalten zehntausende kranker Kinder im Kinderspital medizinische, pflegerische und therapeutische Betreuung.
Es gibt die rasche Hilfe für kranke Kinder im Ambulatorium. Die Eltern können ohne Terminabsprache in das Ambulatorium kommen. Hier können die Kinder bis 24 Stunden bleiben, bevor entschieden wird, ob das Kind ins Spital eintreten muss.
2013 entstand eine pädiatrische Intensivstation, die 2018 auf neun Betten erweitert wurde. Das Team rettet hier Tag für Tag Leben. Behandelt werden Kinder mit schwersten Atemwegserkrankungen, erblich bedingten Stoffwechselstörungen und Herzproblemen.
Das Spital bietet Physiotherapien für Kinder bis Ende drittem Lebensjahr.
In der Mütterabteilung finden die Frauen Ruhe und Rat. Sie erhalten Beratungen zu Themen wie Erbkrankheiten, Hygiene und Ernährung. Dieses Wissen tragen die oft sehr jungen Frauen zurück in ihr Zuhause und geben ihre Erkenntnisse an ihre Familien und Nachbarinnen weiter.
Wenn die Frauen die Behandlungsgebühren nicht bezahlen können, finden sie Unterstützung beim spitaleigenen Sozialdienst.
©: Fotos: Meinrad Schade
1948 wurden wegen der israelischen Staatsgründung und des anschliessenden Unabhängigkeitskrieges hunderttausende palästinensische Familien zu Vertriebenen und Flüchtlingen. Sie lebten in grosser Armut in Zelten.
1949 reiste Hedwig Vetter, eine Mitarbeiterin von Caritas Schweiz, nach Palästina und sah die Not der palästinensischen Bevölkerung. Sie beschloss mit Hilfe von Dr. Dabdoub eine Anlaufstelle für Mütter mit Kleinkindern zu gründen und ihnen ärztliche Nothilfe zu gewähren. Sie mieteten dafür Räume in der Altstadt von Bethlehem. Das war der Anfang einer erfolgreichen Entwicklung, aus der später das Caritas Baby Hospital entstand.
1952 reiste der Walliser Pater Ernst Schnydrig im Auftrag von Caritas Schweiz nach Bethlehem. Er war erschüttert von der Armut, die dort am Geburtsort Jesu herrschte. Von da an unterstützte er das Werk von Hedwig Vetter und Dr. Antoine Dabdoub.
1953 gelang es ihnen, in einem lokalen Krankenhaus für die stationäre Behandlung kranker Kinder ein paar Betten belegen zu können. Das war der Beginn des Spitals und einer erfolgreichen Zusammenarbeit zwischen lokal tätigen Personen und engagierten Personen in der Schweiz, Deutschland, Italien, Österreich und Palästina.
1963 gründete Pater Ernst Schnydrig den gemeinnützigen Verein Kinderhilfe Bethlehem mit Sitz in Luzern.
Die Weihnachtskollekte der katholischen Kirchgemeinden der Schweiz gehen jedes Jahr an das Caritas Baby Hospital.
Annemarie Akermann
Schwarzweiss-Fotos: © Archiv Kinderhilfe Bethlehem